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Zu schön, um wahr zu sein?

Freitag, 23 Februar 2024

Zu schön, um wahr zu sein?

Fast zu schön, um wahr zu sein! Das könnte man von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor sagen. – Im Hochmittelalter entbrannte in der griechischen Kirche eine Auseinandersetzung darüber, was die drei Begleiter Jesu auf dem Berg wirklich gesehen haben. Streit um das Taborlicht hieß das. Die einen sagten, die Jünger hätten tatsächlich ein himmlisches Licht gesehen, das Jesus bei der Verklärung umhüllte (Palamas). Die anderen meinten, der sterbliche Mensch könne grundsätzlich keine übernatürliche Erscheinung wahrnehmen. Es sei nur ein innerweltliches, psychologisches Licht gewesen, eine Vorstellung (Barlaam).

Offiziell durchgesetzt hat sich die erste Version: Es war eine übernatürliche Schau, sozusagen ein Lichtspalt zum Himmel. Damit wurde in der Ostkirche amtlich bestätigt, dass Gott durchaus in die Vorgänge dieser Welt eingreift, dass es Wunder gibt und geben kann. Der aufgeklärte Westen tut sich allerdings schwer damit; wenn er die Möglichkeit der Wunder nicht gar rundweg ablehnt: Gott – wenn es ihn denn gibt – habe die Weltordnung gegründet und wäre unglaubwürdig, wenn er sie immer wieder mal außer Kraft setzte.

Diese Frage, der Einbruch der Übernatürlichkeit in der Natur, ist wie der berühmte Tropfen auf der Wasserscheide. Denn mit der Unmöglichkeit des Wunders fiele auch die Auferstehung Jesu flach, damit auch seine Göttlichkeit, damit das Christentum insgesamt und damit auch unser Glaube.

Eine gesegnete zweite Fastenwoche!

P. J. Gregur

Fastenzeit

Freitag, 09 Februar 2024

Fastenzeit

 

Fastenzeit ist die intensivere Vorbereitungszeit auf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu. Die Christen fasten nicht, um abzunehmen (das kann ein nützlicher Nebeneffekt sein), sondern sie verzichten, damit sie die österliche Freude intensiver erleben; sie enthalten sich, um zu erhalten. Das eigentliche Motiv des Fastens geht also nicht von meinem Körper, sondern vom Geist aus bzw. von Jesus Christus, der sich selbst vierzig Tage lang in der Wüste fastend auf seine Sendung vorbereitet hat. Ihm wollen die Christen ähnlich werden, sich mit ihm identifizieren.

 

Die Fastenzeit dauert vierzig - vom Aschermittwoch bis Karsamstag sind es jedoch 46 Tage!?

 

Das kommt daher, dass die Sonntage vom Fasten ausgenommen sind. Der Sonntag ist auch in der Fastenzeit der Auferstehungstag, das ‚kleine Ostern‘, an dem nicht gefastet werden soll. Beim Abziehen der sechs Sonntage bleibt es bei der Quadragesima, den vierzig Tagen des Fastens. Man könnte also sagen: Wer sozusagen seine mentale Stärke bzw. die Enthaltsamkeit sich selbst beweisen will, fastet auch den Sonntag durch. Wer es jedoch mit Jesus tut, also betend, kann sich auch am Fastensonntag ‚des Lebens freuen‘; darüber, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat. In diesem Sinn spricht die Liturgie nicht mehr von der Fastenzeit, sondern von der österlichen Bußzeit.

 

Wie auch immer; wenn du fastest und betest, denk daran, dass Jesus damit letztlich nur deine Lebensfreude steigern will!

 

P. J. Gregur

 

Blasiussegen am 3. Februar

Freitag, 02 Februar 2024

Blasiussegen am 3. Februar

Da kommt einmal ein junger Mann und sagt vor dem Blasiussegen: „Ich brauche keinen Blasiussegen, ich esse keinen Fisch!“ Na ja, der hatte immer noch die Legende mit der Fischgräte im Kopf. Sie besagt, dass eine Mutter mit ihrem Kind, das an einer Fischgräte zu ersticken droht, den Bischof Blasius (um 300 in Armenien) um Hilfe bittet. Der als Wundertäter berühmte Bischof segnet das Kind und es ist gerettet. An seinem Gedenktag wird der Blasius-Segen gespendet.

„Ich brauche den Segen nicht! sagt also der junge Mann. „Ich esse sowieso keinen Fisch.“ „Weißt du, der Blasiussegen ist dafür da, damit alles geheilt wird, woran wir im Leben schwer schlucken müssen“, entgegnet ihm eine Freundin. „Ein Segen gegen alles, was dir im Hals steckenbleibt.“  Der junge Mann lächelt: „Dann möchte ich doch den Blasiussegen!“

Es stimmt schon: Manche empfangen den Blasiussegen magisch, wie einen frommen Zauber. Aber der Blasiussegen schützt ebenso wenig vor dem leichtsinnigen Umgang mit Fischgräten wie die Christophorus-Plakette den Autofahrer schützt, wenn er aus Leichtsinn einen Unfall baut. Gegen viele Krankheiten, die heute für Hals und Mund drohen, können wir uns durch die Medizin und durch gesundheitliche Vorsorge schützen. Den Segen Gottes brauchen wir aber trotzdem: Vor allem, dass wir bei allem was wir zu schlucken haben und was uns krank macht, nicht stumm werden vor Gott. Wir brauchen den Segen, damit uns der Mund geöffnet wird zum Lob Gottes und wie im Psalm heißt: „Tu meinen Mund auf, dich zu loben!“

Der Segen am Gedenktag des Bischofs Blasius, der ein wohltätiger und gütiger Bischof war, ermuntert selber zum Segen zu werden.

 So segne ich alle, die diesen Text lesen und wünsche Gesundheit und allen, die krank sind, gute Besserung.

 

Pater Gerhard Eberts

Geschwisterlichkeit

Freitag, 26 Januar 2024

Geschwisterlichkeit

„Blut ist dicker als Wasser“ sagt ein Sprichwort, um anzudeuten, dass die Familienbande alle anderen Beziehungen überragen. Während eine Freundschaft in die Brüche gehen kann und selbst auch eine Ehe, kann die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, zwischen Bruder und Schwester, durch nichts ausgelöscht werden. Umso erstaunlicher nimmt sich die Frage Jesu „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?“ bzw. seine Antwort aus: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mk 3,33f).

Wir merken es vielleicht gar nicht, welch eine Weltrevolution der menschlichen Beziehungen damit passiert. Während in der Antike nur die Familie und die Sippe zählten, machen  unter den Christen  nicht die Blutsverwandtschaft oder Nationalität die eigentliche, geistliche Verwandtschaft aus, sondern die gemeinsame Bezogenheit auf Jesus Christus. So kann der Apostel Paulus sagen, dass es unter Christen keinen Juden und keinen Griechen mehr gibt, keinen Freien und keinen Sklaven, ja nicht einmal Mann und Frau, sondern dass wir alle eins seien in Christus (vgl. Gal 3,28).

In diesem Sinn werden wir im Gottesdienst mit allem Ernst als „Liebe Schwestern und Brüder“ angesprochen. Wenn wir uns dieser geistlichen Communio sanctorum bewusst werden, ist uns auch außerhalb des Gottesdienstes niemand fremd, wir gehen mit christlicher Liebenswürdigkeit miteinander um. Denn einer ist unser Vater im Himmel, wir aber untereinander Schwestern und Brüder (vgl. Mt 23,8).

P. J. Gregur

Nachfolge

Freitag, 19 Januar 2024

Schon in der Tierwelt ist das  Phänomen der Alphatiere zu beobachten. Wenn sie eine Richtung einschlagen, folgen andere ihnen nach, gehen mit. Andere bleiben beim Versuch, zu führen, Einzelgänger. Auch bei den Menschen bleibt es rätselhaft, warum jemand gefolgt wird dem anderen nicht. Noch erstaunlicher ist es, wenn am Sonntag berichtet wird, dass ein Rabbi, Jesus, zu den Fischern seiner Heimat sagen kann „Folge mir“ und sie lassen alles stehen und liegen und gehen mit.

Das hat damit zu tun, dass Jesus erlebt wird als einer „der göttliche Vollmacht“ hat. Menschliche Demagogen blenden mit der Macht der Verführung. Diese ist vorläufig und vergeht schnell. Mussolini, Hitler und Stalin waren nur kurze Zeit an der Macht. Schnell fanden sich ihre Gefolgsleute, ganze Völker, verführt und betrogen.

Mit Vollmacht führen auf Dauer nur jene, die nicht demagogischen Schaum schlagen, sondern Substanz besitzen. Leider sind sie nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Denn wahre Substanz besteht nicht im Wissen und Können, sondern im Reichtum der Weisheit des Herzens. Vom Glauben her gesehen sind es Menschen, die Gott-voll sind. Sie repräsentieren nicht sich selbst, sondern lenken den Blick auf DEN, der alles lenkt und führt. Das spürten die Jünger bei Jesus und folgten ihm aufs Wort. Die meisten Menschen aber lassen sich lieber vom Anschein täuschen und bis auf den heutigen Tag von den Marktschreiern verführen.

Eine gesegnete Woche!

P. J. Gregur

Chronos oder Kairos

Montag, 08 Januar 2024

Das neue Jahr hat begonnen und nach der mit Feiertagen gedrängten Weihnachtszeit hat uns der Alltag wieder. Menschen eilen mehr oder weniger zuversichtlich zum Arbeitsplatz oder an den Schreibtisch. Manche schon wieder unter Stress: „Das muss ich machen, das darf ich nicht vergessen, dort muss ich anrufen“ etc. Und alles mit dem Bewusstsein: Schon wieder ein Jahr älter! Die unerbittlich fließende Zeit wird um die Jahreswende besonders intensiv erlebt und kann einem die Lebensfreude trüben, wenn nicht gar Angst machen.

Bietet der christliche Glaube dabei eine erhellende Perspektive? – Es gibt zweierlei Zeiten, einmal die vergehende. Die alten Griechen haben dafür den Chronos erfunden (bei uns der „Sensenmann“), die symbolische Gestalt des Vergänglichen. Sie kannten aber auch den Kairos, den rechten Augenblick, eine Zeit, die sozusagen stehen bleibt, in der wie in einem Brennpunkt alle Zeit der Welt beschlossen ist, die erfüllte Zeit des Glücks.

Die Aufmerksamkeitsforscher aller Zeiten spielen darauf an: Lebe den Augenblick! Wir Christen wissen auch warum: Weil in Jesus Christus, dem Lebenden, der Primat des Kairos über dem Chronos zur Geltung kommt. Er hat den Tod besiegt und es gilt das ewige „Jetzt“: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe" (Mk 1,15).

Verbinde den Augenblick mit Gott, dann hast du Anteil an seiner Ewigkeit. Und du hast einen guten Start am Schreibtisch, am Arbeitsplatz oder wo auch immer!

P. J. Gregur

Komm, Herr!

Sonntag, 24 Dezember 2023

Komm, Herr!

Komm, Herr!


Wir hören die Botschaft

 nicht mehr

vom Kind in der Krippe.

Zerstört sind

die steinernen Tafeln

beim Tanz

um das Goldene Kalb

 

Die Bilder des Glaubens

sind brüchig geworden

statt Engel

die Frieden verkünden,

entzweit

Krieg die Menschen

 

Der Stern

mutiert zum Irrlicht.

Die Hirten

finden den Weg

zum Kind in der Krippe

nicht mehr

 

Wir sind unterwegs

 Wo ist das Ziel?

 

Komm, Herr! wir schreien,

meißle dein Wort

nicht in Stein,

schreib es ins Herz!

 

Komm, Herr! Wir bitten,

sende den Engel

nicht in der Nacht

schick ihn am Tag!

 

Komm, Herr!

Wir rufen und flehen

lege den Sohn

nicht in die Krippe

leg ihn ins Herz!

 

Friede! Friede auf Erden!

 

Gesegnete Weihnachten und entspannte Feiertage wünscht im Namen der KHG

P. Gerhard Eberts

 

Wunderbarer Tausch

Freitag, 15 Dezember 2023

Wunderbarer Tausch

Vielfach haben wir Weihnachten feiernd vorausgenommen: Weihnachtsfeier an der Uni, in der KHG, im Wohnheim, in der Fachschaft, an der Fakultät. Klar, es drängt uns die Weihnachtsfreude miteinander zu teilen. Besonnene Geister jedoch können nicht umhin, die vorweihnachtliche Hektik im Sinne des heiligen Augustinus als Bene curris, sed extra viam zu empfinden: Gut läufst du, aber nicht auf dem richtigen Weg. Ja, wir machen viel, aber machen wir das Richtige? Verbreitern wir, statt zu vertiefen? Warum laufen wir schon, wenn wir sitzen, und warum sind wir schon am Ziel, wenn wir laufen? Weihnachtslieder schon im Advent?

Andererseits geht die Weihnachtsromantik für mich in Ordnung; sie trägt durchaus zur Besinnung bei. Ich denke halt nur an den Vorläufer Johannes: in der Erwartung des Messias trug er das härene Kleid, wohnte in der Wüste und ernährte sich karg von Heuschrecken und wildem Honig; und an die Eltern Jesu denke ich, die wie Obdachlose durch Bethlehem von Tür zu Tür irren, um ihr Kind würdig auf die Welt zu bringen, aber dann im Stall bei Ochs und Esel landen.

Mit dem Gedanken, dass es den meisten Menschen auf der Welt so geht, könnte ich auf die Weihnachtsromantik verzichten. Andererseits muss gefeiert werden. Nur eben was? Die Sehnsucht nach idyllischer Zusammengehörigkeit? Vergiss es! Die weihnachtliche Liturgie gibt den wahren Grund an; der „wunderbare Tausch“ ist es: Gott wurde Mensch, damit wir am Leben Gottes teilhaben. Das ist das Geheimnis der christlichen Weihnacht.

Erst damit versöhnt sich auch mein Unbehagen über das weihnachtliche Vor-Feiern. Denn dieses mystische Ereignis von Weihnachten ist immer aktuell, ob „mitten im kalten Winter“ oder wenn die Zeitwaage im Sommer ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Glocken von den Türmen unserer Kirchen, übrigens, erinnern auch daran, morgens, mittags und abends: "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft. Und sie empfing vom Heiligen Geist."

Suchen wir, zu diesem Kern des Weihnachtsfestes persönlich durchzudringen.

P. J. Gregur 

Gespräch der Adventskerzen

Freitag, 08 Dezember 2023

In einem dunklen Raum dachte am Adventskranz eine einsam brennende Kerze: „Es sind doch noch drei andere da, wieso brenne nur ich? Wäre es zu viert nicht viel heller hier? Bin ich dumm? Während die anderen ihre Schönheit stolz präsentieren, verzehre ich mich, verliere meine Form, werde weniger, irgendwann gibt es mich nicht mehr! – Andererseits, was nützt die Schönheit im Dunkeln. Wenn es kein Licht gibt, gibt es auch nichts zu sehen!“ So oder ähnlich grübelte sie eine Woche lang.

Das merkte die zweite Kerze und wurde stutzig. „Die brennt und brennt, aber wieso eigentlich? Ist es gut, zu brennen? Ist es vielleicht auch meine Berufung und Bestimmung zu brennen?“ Nach einer Woche hin und her, entschied auch sie sich, auszuprobieren, wie es ist, wenn man Licht und Wärme spendet.

„Hey, was ist hier los, jetzt brennen auf einmal zwei. Und diese Einhelligkeit!“ Trotzig versuchte die dritte Kerze, auf andere Gedanken zu kommen. Aber der Verdacht ließ sie nicht los, es könnte was dran sein, Licht zu verströmen?“ Nach einer weiteren Woche Zögerns fing auch sie Feuer. Und tatsächlich: Das Licht, das sie gab, durchströmte sie selbst ganz. Strahlend (weiß) vor Glück stammelte sie in die Runde: „Freut euch! Noch einmal sage ich: Freut euch“ (Phil 4,4).

Aus dem Halbschlaf geweckt, rieb sich die vierte Kerze die Augen: „Ich fass es nicht, seid ihr übergeschnappt! Wir wollten doch einfach nur Schmuck sein; ich kann und will meine Schönheit nicht drangeben; ein verbliebener Stumpf ist doch nur noch hässlich!“

„Das dachten wir auch,“ sagten die anderen. „Aber jetzt merken wir, dass die eigentliche Schönheit wahr sein muss.“ – „Wie, wahr?“ – „Ja, wahr ist die Kerze erst dann, wenn sie brennt. Licht zu spenden, ist ihre Bestimmung und dadurch ihr Glück. Du solltest es einfach mal ausprobieren, mitbrennen, dann merkst du den Sinn deines Daseins.“

Das war zu viel auf einmal. Aber nach einer weiteren Woche löste sich im Schein ihrer Kerzenschwester die Angst auf, dass man in der Hingabe kleiner und hässlicher wird. Sie wurde ruhig und gab sich schließlich der Flamme hin. Die Leute aber, die hereinkamen, sagten sich: Es ist wie an Weihnachten, wenn das Kind kommt, das von sich sagen wird: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)

Aber nicht nur das: Die vierte Kerze nahm auch den grünen Kranz wahr, der sie trug. „Spürt ihr das auch?“ flüsterte sie: „Der Kranz! Der Kranz ist es, der uns verbindet und unserem gemeinsamen Brennen den letzten Sinn gibt. Kein Anfang und kein Ende, alles ist da rund und eins.“ – Und es war als hätten alle in der Stille des Raumes ein fernes Raunen vernommen: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,21).

„Wer hätte das gedacht“, sagte die erste Kerze. „Als letzte hast du Feuer gefangen, und findest Gedanken und Worte, die ich anfangs nur irgendwie ahnte.“ „Stimmt“, sagten auch die anderen. Und ihr Licht machte sie noch heller und schöner.

P. J. Gregur

Willkommener Besuch

Freitag, 01 Dezember 2023

Willkommener Besuch

Besuch hat sich angekündigt. Eine tolle Freundin, die mehrere hundert Kilometer weit entfernt lebt. Wir sehen uns nur selten, engen Kontakt halten wir übers Telefon. Und jetzt endlich wieder ein Treffen. Sie ist herzlich willkommen! Zu erzählen und unternehmen gibt es mehr als genug. Ein schönes gemeinsames Wochenende soll es werden.

Also los geht’s: Noch schnell die Wohnung durchsaugen, ein bisschen aufräumen und putzen. Das Gästebett herrichten, Handtücher für sie bereitlegen. Einkaufen, denn es soll schließlich ein leckeres Essen und gute Getränke geben. Kochen, Tisch decken, Kerze an. Vielleicht noch raus aus der Jogginghose?

Vor allem aber: Freude, viel Freude auf gemütliche Stunden mit guten Gesprächen, Lachen und Vertrautheit.

Die Wohnung und mich selbst vorbereiten, nicht, weil es erwartet wird oder ich mich gut präsentieren muss. Sondern weil ich ihr, meiner Freundin, einen schönen Empfang bereiten will. Sie soll sich wertgeschätzt und willkommen fühlen. Sie soll spüren, wie sehr ich mich über ihr Dasein freue.

Es ist Advent. Da kündigt jemand seinen Besuch an. Auf der Erde, bei den Menschen. Mehr noch: Bei mir persönlich, in meiner Wohnung, in meinem Leben. Welchen Empfang bereite ich?

Liebe Studentinnen und Studenten, im Namen der KHG wünsche ich euch einen wunderschönen Start in die Adventszeit und eine gute Vorbereitung auf das Weihnachtsfest!

Simone Kast, Pastoralreferentin

Christkönig

Freitag, 24 November 2023

Christkönig

„Wer bin ich“, ist das Motto des diesjährigen Christkönigsfestes der Jugend. Was hat ein König mit der Jugend zu tun? Und erst recht das Motto?

Ich weiß nicht, was sich die Verantwortlichen gedacht haben. Sicher ist, dass die Identitätsfrage gerade bei Menschen, die ins Leben starten, hochaktuell ist. Dabei sucht man nach Orientierung, nach einem festen Punkt in der Frage, wer man sein oder werden möchte.

In einer Zeit wie unserer, wo es gesellschaftlich, politisch und ideologisch drunter und drüber geht, kann Christkönig ein Anker auf der Suche nach Identität sein. Wenn Jesus auferstanden ist (2. Lesung des Festes) und wenn ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, dann bin ich nicht nur ein Staubkorn im Kosmos, nicht eine Nummer im Business der Welt, nicht ein Sein-zum-Tode.

„Wer bin ich?“, so ist auch ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer überschrieben, das er angesichts des Todes im Nazi-Gefängnis verfasst hat. Nachdem er ängstlich hin und her grübelte, kommt er am Ende zum Schluss: „Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“

P. J. Gregur

Blätterherberge

Freitag, 17 November 2023

Blätterherberge

Die Blätter fallen. Ein leichter Windstoß treibt sie vor sich her. Die großen Blätter klammern sich noch an die Pflastersteine. Der Wind wird heftiger und weht sie zu den anderen. Besen und Schaufel zaubern einen Berg aus Laub. In der Terrassenecke, wo ihn niemand stört. Auch nicht die Laubbläser? Diese gierige Laubfresser, die jedem Blatt nachjagen, aber die Blätter nur durch die Luft wirbeln? Zutritt für Laubbläser verboten! So entsteht ein schützendes Blätterhaus, eine Herberge für winzige Tiere. Der Winter kann kommen!

Was wir beobachten, ist nur der geschützte Winkel einer Terrasse oder der vergesse Platz unter einem Straßenbaum. Freunde haben einen kleinen Garten und in ihm dort ein großer,  warmen Unterschlupf aus Blättern und Reisig. Dort überwintern nicht nur Kleintiere, sondern auch der Igel. Er schläft dort, gut behütet. „Wie lange?“, fragen Kinder.  „Bis zum Frühjahr, sogar bis März oder April.“  Die Kinder staunen, sehen scheu das Igelbündel und die Stacheln.  Nur die kleine Susi sagt bedauernd: „Schlafen? Bis zum Frühjahr? Dann verschläft der Igel ja Weihnachten!“

Dem Arbeitskreis Umweltschutz und Nachhaltigkeit gewidmet!

P. Gerhard Eberts

Zum Gläubig-werden

Freitag, 10 November 2023

Unterhalten sich zwei atheistisch eingestellte Intellektuelle, ein Österreicher und ein Israeli, über den Konflikt um Nahen Osten und kommen, sinngemäß, zum Schluss: „Es ist zum Gläubig-werden“.[1] Sie analysieren die Sackgasse, in die sich die Betroffenen und die internationale Politik hineinmanövriert haben. Es würde nicht nach einer Lösung des Konflikts gesucht, sondern nur versucht, ihn zu verwalten, was nicht nachhaltig sei. In der so vertrackten Situation könne quasi nur noch ein Wunder passieren oder – das meinten die beiden ironisch – nur das Beten helfen.

Nicht nur hier, auch sonst gibt es immer wieder persönliche, gesellschaftliche und politische Sackgassen, in die sich menschliche Weisheit verirren kann. Wie war man beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg entschlossen, künftig Kriege zu vermeiden! Mit welchem Pathos rief die Friedensbewegung zum „Frieden schaffen ohne Waffen“. Der Wind drehte und mit ähnlichem Eifer wird nach den Waffen gerufen. ‚Hosianna‘ und ‚Kreuzige ihn‘ geben sich sozusagen die Hand. Die Bibel kennt diese Wankelmütigkeit und kommt zum nüchternen Schluss: „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN“ (Jer 17,5).

Die Abwendung vom Herrn, dem Urgrund allen Seins und damit auch der Moral, sie ist eines unserer Kernprobleme. Wenn die Abwendung von Gott in die Sackgassen führt, dann bleibt nicht nur das Beten übrig, sondern die Umkehr, das Gläubig-werden wird nötig. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, sagt Jesus (Mk 1,15).

Eine gute Woche wünscht euch

P. J. Gregur

Mach mal Pause!

Freitag, 03 November 2023

Mach mal Pause!

Diagnose: Grauer Star! Bei alten Leuten wie mich nicht ungewöhnlich. Augenoperation! Sie ist unproblematisch. Nach einem Vierteljahr zur Kontrolle beim Augenarzt.  „Wie geht’s?“ „Befriedigend.“ De Arzt nach seiner Untersuchung sagt: „Es geht gut! Aber ich sage Ihnen, was jetzt notwendig ist: „Pause! Pause! Pause!“ Ich gebe mich zerknirscht:  Ich weiß: Ich sitze zu viel am Computer, starre aufs Handy, lese ständig.  Stundenlang. „Pause!“, sagt der Arzt und verabschiedet mich. 

Aber daheim verführt mich doch wieder der Computer. Ich habe eine Ausrede.  Sozusagen beruflich will ich mich über die Weltsynode in Rom informieren. Und siehe da: Es schreibt auf „katholisch.de“ (5. Oktober) Dr. Thomas Schwartz. Papst Franziskus, schreibt er, wolle der Kirche mit der Weltsynode eine Pause schenken,

Thomas Schwartz ist bei uns kein Unbekannter. Von 1999 bis 2010 war er in Augsburg Hochschulpfarrer und Leiter der KHG. Jetzt ist er Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis in München und einer der wenigen berufenen deutschen Teilnehmer der Synode. 

Warum Schwartz Pausen für wichtig hält, schildert er amüsant aus eigenem Erleben. Und dann weiter: „Was die Kirche betrifft, so lassen uns die Probleme und Nöte dieser Welt und unserer Kirche in ihrer Dringlichkeit manchmal gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Hier könne die Synode ein Pausenzeichen setzen. Nicht um all das zu verdrängen, sondern um es gesamtkirchlich einzuordnen, mit anderen Perspektiven aus anderen Kontinenten und Mentalitäten zu bereichern und dann gestärkt und weniger gehetzt und getrieben, in der Harmonie durchaus unterschiedlicher Melodiestränge wieder neu und glaubwürdiger als bislang das Lied der einen Kirche zu singen, die allen Menschen Gottes Nähe vermitteln kann.“

Soweit, so gut: Aber jetzt ist Pause! Vom Arzt verordnet! Nicht nur für die Alten, auch für die Jungen. 

P. Gerhard Eberts MSF 

Die Nähe

Freitag, 27 Oktober 2023

Die Nähe

„Wußten Sie schon, daß die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann? Wußten Sie schon, daß das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann, daß das Kommen eines Menschen wieder leben läßt?“ So beschreibt Wilhelm Willms die Bedeutung der Nähe, und ich habe mir gedacht, dass das ein Thema ist, wenn wir in diesen Tagen an unsere Toten denken. Jetzt sind uns materiell nicht mehr nahe wie früher und ihr Wegsein lässt auch uns stückweit sterben. Das macht traurig, besinnlich, melancholisch.

Doch „die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand“, sagt die Bibel. Immer weniger Menschen stimmt das zuversichtlich. Erstaunlich, dass sie trotzdem zu den Gräbern ihrer Lieben gehen, Kerzen anzünden und Blumen niederlegen. Ist das nur ein billiger Trost, Selbstbetäubung, alte Gewohnheit? Ich glaube dahinter steckt doch eine uneingestandene Lebensahnung, die bei uns Christen auf die Zusage Jesu baut: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Das stimmt zuversichtlich und lässt uns unsere Toten geistig näher sein als während ihres irdischen Lebens. Die Möglichkeit aber, dass wir einmal voneinander scheiden, mahnt uns, die wohltuende Nähe der lieben Menschen jetzt schon zu suchen und zu pflegen.

J. Gregur

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