Wie das Leben so ist – Die Karwoche

Freitag, 08 April 2022

Wie das Leben so ist – Die Karwoche

Liebe Studierende und alle, die das lesen, die Überschrift „Wie das Leben so ist“, mag euch für die Karwoche ein wenig zu prosaisch und zu simpel vorkommen. Aber ich glaube, dass die Feiern der letzten Tage Jesu tatsächlich ein Abbild dessen sind, was auch wir mitmachen: Das Hosianna und das Kreuzige, Zustimmung und schroffe Ablehnung, Palmsonntag und Karfreitag: In Jesu Schicksal spiegelt sich das Menschsein von uns allen wider.

Aber das Schicksal Jesu als Spiegel menschlichen Lebens wäre für den Glauben zu wenig. So ist nicht der Karfreitag, sondern der Ostersonntag der Fluchtpunkt der Karwoche. Dann greift meine Überschrift in der Tat zu kurz. Denn Ostern ist etwas ganz aus dem Rahmen Gefallenes. Palmsonntage und Karfreitage, sie kennen und erfahren wir. Aber dass jemand die Schallmauer des Todes durchbricht, das ist so fremdartig, dass nicht nur die Athener den heiligen Paulus ausgelacht haben, als er davon sprach (Apg 17). Es ist der Prüfstein für die menschliche Raison schlechthin. Es sei denn Voltaire hat recht: „Die Auferstehung ist die einfachste Sache der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen.“

„Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20), beteuert Paulus, und unterstreicht: „Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos“. Ohne Auferstehung Jesu stürzte das zweitausendjährige Christentum wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Auch die Karwoche ohne Ostersonntag wäre ein Torso. Die Palmprozession, die Fußwaschung am Gründonnerstag, die Trauerfeier am Karfreitag, sie hätten keinen Sinn, wenn sie nur durchspielten wie das Leben so ist. Manchmal ist man auch in der Kirche zu sehr der Diesseitigkeit verpflichtet: sich nett unter die Zeitgenossen mischen, ihnen ‚aufs Maul schauen‘ (M. Luther), sich mit der Jesusfahne unterm Arm nützlich erweisen und so die Prosaik des Lebens ein wenig verklären. Auch dagegen erhebt der Apostel seine Stimme: „Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen.“ Die erste Aufgabe der Kirche ist also, die Auferstehung auszurufen! Sie ist der Urgrund kirchlicher Verkündigung, ihres Dienstes am Menschen und ihrer Liturgie. Feiert mit, damit die Morgenröte des Ewigen die Todesschatten des Alltags überstrahlt. Stück um Stück, Jahr für Jahr.

Eine gesegnete Karwoche!

P. J. Gregur