What if God was one of us?

Stell dir vor: du sitzt in der Straßenbahn auf dem Weg von der Uni nach Hause. Wer kann dir da alles begegnen? Sicherlich viele junge Menschen, Schüler, Studierende, Arbeiter, plaudernde Gruppen, aber auch einzelne, die auf ihr Smartphone schauen. Oft sehe ich auch ältere Menschen, einige mit dem Rollator, Frauen und Männer beladen mit ihren Einkäufen, auf dem Weg zur Arbeit oder zurück. - Alles mehr oder weniger gewöhnliche Menschen.
Joan Osborne stellt uns im Lied die Frage: What if God was one of us - Was wäre, wenn Gott eine von uns ist - ein ganz gewöhnlicher Mensch?
Ist das vorstellbar, dass dieser Typ im Bus/Straßenbahn Gott ist?
Vielleicht sogar einer der unangenehmeren Mitfahrer?
Ein „slob“: ein „Penner“ oder Ausländer?
Das widerspricht dem gewöhnlichen Gottesbild, Gott als mächtiger Herrscher, Vater, Lenker der Welt. Aber auch die Bibel sprengt dieses Gottesbild:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,37-40)
Wenn Gott einer von uns ist - dann kennt er uns. Dann dürfen wir vertrauen, dass er über alles, was uns das Leben schwer macht, Bescheid weiß, ja es selbst erlebt hat. Ihm ist nichts fremd. Man könnte ihn endlich mal vieles fragen. What would you ask if you had just one question? Was würdest du ihn fragen?
Was wäre wenn wir radikal beginnen würden Gott im anderen Menschen zu sehen? Vielleicht bekäme dadurch jeder Mensch seine unverletzliche Würde wieder, unabhängig von Alter, Aussehen, Herkunft und Können. Wie würde die Welt aussehen?
Wenn Gott einer von uns ist, dann zeigt das uns auch einen Weg, wie Gott uns eine Antwort auf unsere Fragen geben möchte. Bekommen wir die Antwort von Gott auf unsere Fragen gerade dann, wenn wir unseren Mitmenschen anschauen? Hilfsbedürftigen beistehen und jedem Menschen zutrauen, dass er mir aus seiner Erfahrung etwas von Gott erzählen kann.
Jesus war damals und ist heute einer von uns.
Das gibt uns die Möglichkeit, Gott auch in den ganz alltäglichen Situationen zu begegnen. Das gibt die Sinnhaftigkeit dazu, unseren Mitmenschen beizustehen. Auch dem zu helfen, der in den Augen der Welt nichts Besonderes ist. Wir sind nicht allein. Denn bei dem, was wir einander als Schwestern und Brüder Gutes tun, ist Gott immer mit dabei.
Dennis Nguyen