Nicht stören?

Freitag, 26 Mai 2023

Nicht stören?

Das Pfingstfest ist ein Störungsfest. Wie? Kann der Heilige Geist stören? Ist er nicht eher dafür da, Trost in Sorgen und Nöten zu spenden? Dabei zu sein, wenn wir es uns gemütlich eingerichtet haben? Jedenfalls wollen wir nicht gestört werden. Selbst in Gottesdiensten nicht; siehe das von mir neulich aufgenommene Motiv an der Türe einer großen Kirche. Schon früher hat mich so ein Schild gestört. Ich sagte: Schreibt nicht „Gottesdienst. Bitte nicht stören“, sondern „Gottesdienst: Kommt herein!“

Fünfzig Tage bis Pfingsten haben sich die Jünger Jesu im Obergemach eingeschlossen. Aus Angst, von Behörden und Denunzianten nicht behelligt zu werden. Geschlossene Gesellschaft, sozusagen. Bis der Geist Gottes sie störte, innerlich aufwirbelte, mit ihnen ‚durchging‘! Jetzt störten sie. Wen? Die Leute draußen auf den Straßen und Plätzen. Wie Betrunkene redeten sie in den Augen der Öffentlichkeit ‚wirres Zeug‘. Das Zeug allerdings, das es bis heute in sich hat!

In das Heute blickend, frage ich mich manchmal: Stören wir noch mit der Botschaft von der Auferstehung und dem Evangelium Christi? Oder sitzen wir vor den Bildschirmen und strengen unseren Geist an, wie Jesus gefälliger rüberzubringen wäre? Feiern sogar unsere Gottesdienste still und leise. Es ist übrigens nicht nötig, die Liturgie in stundenlangen Sitzungen neu zu erfinden. Sondern das Bewährte zu verstehen, zu bejahen und begeistert zu feiern. Denn der Geist Gottes begibt sich selten in unsere Schablonen, lässt sich nicht einsperren, „weht wo er will“, er will uns aufwirbeln. – Fazit? Von den Aposteln heißt es, dass sie im Gebet versammelt waren, eher Er kam. Im Sinne Jesu: „…wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk 11,13).

Gesegnete Pfingsten!

P. J. Gregur