Menschen fangen?

Jesus sagt am kommenden Sonntag zu Petrus: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen“. Menschenfischen bzw. „-fangen“ kommt im Zusammenhang der aktuellen Missbrauchsdebatte nicht so gut herüber; klingt nach geistigem Missbrauch. Denn weder wollen die Fische gefangen, noch Menschen vereinnahmt werden.
Doch das Bild aus dem Fischerleben sollte nicht rationalistisch zerpflückt werden. Ihr Hintergrund steht lediglich für die absolute Überzeugung Jesu, dass seine Sache unverdächtig gut für die Menschen ist. Um im Bild zu bleiben: die Fische hätten nichts dagegen, im trüben Wasser gefangen, um danach in klare Gewässer umgesiedelt zu werden.
In der Überzeugung vom „Leben in Fülle“ bei Jesus werden seine Jünger zu Aposteln, d. h. zu Gesendeten bzw. Missionaren. Die Sendung aktiv und überzeugt zu leben, von Jesus begeistert zu berichten, heißt nicht manipulieren. Es heißt vielmehr nur, nicht an sich halten zu können, wenn das Herz hingerissen ist. Oder wie es die Apostel dem Hohen Rat entgegnen, als man sie wegen der Verkündigung maßregelte: „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4.20).
Es gehört zum Wesen der Kirche, missionarisch zu sein und Menschen für Christus zu gewinnen, der sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).
Gesegneten Sonntag und – wenn – gute Prüfungszeit!
P. J. Gregur