Maria – Lehre uns den Weg der Weisheit

Freitag, 19 Mai 2023

 Maria – Lehre uns den Weg der Weisheit

Man kann sie leicht übersehen: die Marienstatue in unserer Kapelle. Wenn man den Raum betritt, geht der Blick automatisch zum Altar, dann zum Tabernakel und dem großen Glasfenster, Die Marienstatue steht in einer Nische, rechts vom Eingang.

Man kann sie leicht übersehen: Die Mutter mit dem Kind. Nicht nur, weil sie etwas versteckt wirkt, sondern, weil sie nicht dem entspricht, was man sich im Marienmonat Mai unter einer lieblichen Madonna vorstellt.

Ich erinnere mich, wie Edith Hofmann, eine Kunststudentin, die in der KHG wohnte, auf der Terrasse im Freien aus dem harten Stein die Madonna erarbeitet hat. Als Vorbild für ihre Arbeit dienten ihr nicht süße barocke Darstellungen, sondern eher strenge romanische Marienfiguren. Ihr Auftrag war, den klassischen Typus, der „Maria, Sedes Sapientiae“ - „Maria, Sitz der Weisheit.“, zu schaffen, wie sie auf alten Universitätssiegeln zu sehen ist.

Die Darstellung ist herb, für manche fremd.  Das Kind schmiegt sich nicht zärtlich an die Mutter. Jesus schaut von ihr weg: „Frau, was habe ich mit dir tun?“ Der Schoß Mariens ist ein Thron. Oder ein Lehrstuhl?  Maria ist nicht nur Mutter, sie ist auch Jüngerin. „Was er euch sagt, das tut!“

 So präsentiert sie den Jesusknaben als das göttliche Wort der Wahrheit. Maria heißt uns mit ihrer Hand beim Eintreten willkommen und der Christusknabe weist uns mit ausgestreckter Hand nach vorn, zum Kreuz, zum Ambo und zum Altar. 

So willkommen geheißen, setze mich dorthin, wo sonst der Priester seinen Platz hat. Ganz vorn. So habe ich Maria und ihren Sohn im Blick und sie mich.  Und ich wünsche mir, dass Studierende vor oder nach den Vorlesungen und vor dem Studieren den Weg zu diesem Gnadenbild finden (natürlich andere auch). Und nicht nur Marienmonat Mai.

Ich bete, was ich an dem Sockel, auf dem sie stehen, gelesen habe (ein Text aus der adventlichen O-Antiphon des, 17. Dezember):

„Veni ad docendum nos viam prudentiae – Komm und lehre uns den Weg der Weisheit!“

P. Gerhard Eberts MSF