(k)ein Heiliger?

Freitag, 27 Januar 2023

(k)ein Heiliger?

Ich bin ja ein normaler Mensch und kein/e Heilige/r! So oder ähnlich heißt es, wenn man nicht als uncool, bigott, frömmelnd oder als Tugendbold erscheinen, vielmehr jemand sein möchte, der Spaß versteht, mal über den Durst trinkt, schlüpfrige Witze zulässt und die Partys nicht als erster verlässt.

Beides sind Klischees: Weder ist die Heiligkeit Frömmelei und Weltfremdheit, noch ist das Aufgehen im spaßigen Mainstream Normalität. Im Massenbetrieb vielleicht. Bist du aber allein mit dir im ‚stillen Kämmerlein‘, dann ödet dich möglicherweise die leere Maske der Spaßgesellschaft an, parallel zur Ahnung, dass das Haben-, Gelten- und Genießen-Müssen vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Heilige sind Menschen, die selber tiefer schürfen und ihr Leben mit anderen teilen, sich verschenken wollen. Nicht aus eigener Kraft freilich, nach dem gutgemeinten Motto „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ (Goethe). Denn in Krisen knickt unser gute Wille schnell vor der normativen Kraft des Faktischen ein. Beispiel dafür sind die Friedensbewegten der achtziger Jahre, die heute als erste nach Aufrüstung rufen. Mehr als auf eigene Klugheit bauen die Heiligen auf die Kraft Gottes und die Weisheit Jesu, die mit acht ‚Seligkeiten‘ anhebt: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.“ (Evangelium des kommenden Sonntags, Mt 5,1-12).

Heiliger Johannes Bosco, der am 31. Januar gefeiert wird, ist eines der einschlägigen Beispiele dafür. Weder war er weltfremd, noch verschmähte er Freude, Spiel und Spaß. Aber in seinem ‚heroischen‘ Einsatz für die „arme und bedürftige“ Jugend, blieb er ein Mystiker, ein Gott-Suchender und Gott-Verbundener. So bestätigt sich nicht nur bei ihm, sondern bei allen Heiligen die Erkenntnis von Paul Zulehner: Wer in Gott eintaucht, taucht bei den Menschen gleich wieder auf.

Gesegnete Woche und alles Gute in der Prüfungszeit!

P. J. Gregur SDB  (Salesianer Don Boscos)