„Ihr werdet lachen“

„Es ist zum Heulen“, jammert die junge Frau. „Was ist zum Heulen?“ „Alles. Die Politik! Die Kirche! Die Familie!“ Nichts Bestimmtes. Die Frau verfällt in den in Deutschland gängigen Jammerton. Dabei überhören Menschen, wie diese junge Frau, wahrscheinlich auch die Botschaft, mit der uns der Evangelist Lukas in den Seligpreisungen am Sonntag überrascht: „Selig, die ihr jetzt weint. Ihr werdet lachen.“
Gibt es nichts Wichtigeres als das Lachen? Ja, wichtiger sind Humor, Heiterkeit und Freude. Sie sind keine beliebigen Zutaten zum Christentum. Sie sind notwendig wie das Salz in der Suppe. Doch auch das Lachen und sogar der Witz gehören dazu.
Der evangelische Hamburger Theologe und Journalist Hinrich C. G. Westphal ist überzeugt: „Humor und Witze machen das Leben leichter und bieten den Menschen die Möglichkeit, auch das Abstrakte oder gar das etwas Unheimliche einer Religion fassbar zu machen.“ Westphal hat religiöse Witze gesammelt. Sein Buch trägt den Titel: "Heiter bis heilig.“ Witze macht man ausgerechnet dort, wo es ernst wird: beim Tod., Das illustriert der Autor so: "Pfarrer Weigelt erschrickt, als er in der Zeitung seine eigene Todesanzeige entdeckt. Er ruft den Bischof an und macht ihn darauf aufmerksam. Der zeigt sich geschockt: Lieber Bruder, um Himmels Willen, sagen Sie mir: Von wo rufen Sie nur an?"
Das Lachen und vor allem den Humor kann man freilich nicht befehlen. Humor bedeutet: Feuchtigkeit, Saft, wie eine alte medizinische Auslegung schreibt. Humor muss von innen kommen. Man muss tief graben, um in dem eigenen Inneren die Quellen der Menschlichkeit wieder freizulegen. Dazu will uns Jesus bringen, wenn er sagt: „Selig, die ihr jetzt weint, ihr werdet lachen.“
Ich sehe das Bild vor mir, wie Jesus, das verlorene Schaf auf den Schultern, müde, aber mit strahlendem Lächeln auf uns zukommt: „Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das verloren war.“ Und ich sehe das Bild der Engel vor mir, von denen Jesus sagt: „Es wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der sich bekehrt als über neunundneunzig (griesgrämige) Gerechte.“
So schenke ich euch ein Lächeln! Mit Mundschutz – mehr ist im Augenblick nicht drin.
Aber es kommt auch wieder anders. Das wäre doch gelacht!
Euer Pater Gerhard Eberts