Gebote halten?

Freitag, 29 Oktober 2021

Gebote halten?

Das Alte Testament wird uns am kommenden, den 31. Sonntag im Jahreskreis, daran erinnern, dass es zur Liebe Gottes gehört, Gebote zu halten. Bis ins Kleinste. Das kann man verstehen, denn ich kann nicht sagen, dass ich jemand achte, wenn mir seine Vorgaben egal sind. Darum, aus Achtung vor Gott, haben die jüdischen Menschen, Pharisäer zumal, peinlich genau auf der Erfüllung der Gebote bestanden – und damit ziemlich genervt.

Aber schon im Alten Testament steht gleich im Anschluss an die Einschärfung der Gebote, dass es die Liebe ist, auf die es bei Gott am meisten ankommt: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ Und Jesus, dem die ganze Gebotsgeschichte der Pharisäer leicht auf die Nerven ging, greift das auf und verpflichtet uns auf das einzig entscheidende Gebot: „Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Aber missverstehen wir Jesus nicht als einen Softie, der keine sonstigen Ansprüche stellt. Einmal wird er hervorheben, dass er die Gebote nicht aufheben will; er will sie aber „erfüllen“ (Mt 5,17). Mit anderen Worten, er hält sie für sinnvoll, insofern sie ‚Leitplanken‘ des Lebens sind. Was ihn nervt, ist der Formalismus, Pochen auf dem Buchstaben – so und nicht anders – dabei den Geist und Sinn dahinter vergessend.

„Halte dich an die Ordnung und die Ordnung wird dich halten“, sagten die Alten. Die geregelte Ordnung ist sinnvoll – solange der Sabbat um des Menschen willen da ist, und nicht umgekehrt.

So verstehe ich Jesus und grüße euch herzlich zur neuen Woche!

P. J. Gregur