Gaudete

Vor achtzig Jahren, am 11. Dezember 1942, nahm sich der deutsche Theologe, einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder des 20. Jahrhunderts, Jochen Klepper, zusammen mit seiner jüdischen Frau das Leben. Sie sahen angesichts lebensbedrohlicher Schikanen durch Nationalsozialisten keinen anderen Ausweg mehr. Klepper schrieb ein Weihnachtslied, das auch ins "Gotteslob" Eingang fand (Nr. 220). Es ist kein Lied, das die üblichen weihnachtlichen Stimmungsklischees bedient. So erinnert auch die Vertonung des Textes durch Johannes Petzold mitunter an das Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“.
Wie das tragische Ende ahnen lässt, war das ganze Leben von Klepper durchzogen von Momenten des Leids und innerer Nacht. Aber er dichtet vertrauensvoll: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“. Kaleidoskopisch wechseln die Motive des leidvoll Dunkeln mit der Zuversicht in Gottes Verheißung: „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.“ Und wenn Gott auch so oft „im Dunkel wohnen“ will, so „hat [er] es doch erhellt“.
Ich bewundere Menschen, die – selbst in innerem Dunkel – vom Licht dichten und daran glauben. Von ihnen geht eine Kraft aus, die verengte Horizonte der Hoffnung aufschließt und weitet. Und das Lied von Johann Klepper mahnt einmal mehr, Weihnachten nicht süßlich zu verkitschen, sondern es unter des Geheimnis des Kreuzes zu stellen: „Führe uns durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“, heißt es im Gebet Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft. Erst in dieser herb-realistischen, das Leben als Ganzes umarmenden Dialektik, entfaltet das Motto des dritten Adventssonntags („Gaudete“) seine läuternde Tiefe:
Freuet euch!
P. J. Gregur