„Feuer suchst du? Du findest es in der Asche.“

Ein Glas Möhrensaft am Tag, Natürlich aus biologischem Anbau. Darin ein Löffel Olivenöl. Das soll helfen, die Haut glatt und jugendlich zu erhalten,
Das fühlt sich doch gut an! Anders als die Asche, die uns zu Beginn der Fastenzeit aufs Haupt gestreut wurde. Dieser Ritus bestätigt doch geradezu das Gefühl vieler Menschen: „Ich bin nur der letzte Dreck!“ Darf die Kirche dieses Gefühl verstärken? Müsste sie nicht im Gegenteil das angeknackste Selbstwertgefühl aufrichten? Stattdessen streut sie Asche auf die Köpfe. „Staub bist du! Zum Staub kehrst du zurück.“
Vielleicht ist das eine Botschaft für alte Menschen, aber muss man junge Menschen mit dieser Botschaft vor den Kopf stoßen? Junge Menschen, die ein Recht darauf haben, das Leben zu genießen oder wenigsten zu entdecken? Es ist ja traurig genug, wie diese Generation aufwächst! Corona-Pandemie und jetzt: Krieg in der Ukraine. Für die sich kirchlich verbunden fühlen, kommt hinzu: das unsägliche Thema Missbrauch. Da ist doch die Auflegung der Asche recht unsensibel: „Staub bist du!“ „Dreck bist Du!“
Wäre das wirklich mit dieser Zeremonie gemeint, würde die Kirche in der Tat die Botschaft Jesu verraten. Nein! Keiner muss die vierzig Tage der Fastenzeit in „Sack und Asche“ verbringen. Durchaus beabsichtigt ist freilich, dass wir zur Besinnung kommen. In jedem Lebensalter tut es gut, sich der eigenen Vergänglichkeit bewusst zu werden und so Bescheidenheit und Rücksicht zu lernen. Das Leben bringt ständig Veränderungen, leider oft auch Niederlagen statt Siegen, Enttäuschungen statt Überraschungen, Krankheit, statt Gesundheit, Liebeskummer statt Liebesglück
Je früher man lernt, damit umzugehen, aus einer Niederlage einen Sieg zu machen, umso besser gelingt das Leben. Die Asche auf den Köpfen markiert den Anfang eines Weges, die wir Fastenzeit oder richtiger österliche Bußzeit nennen, Es ist ein Weg, der vierzig Tage dauert, Ja! Ein Weg, der das Kreuz nicht außer Acht lässt, aber dessen Ziel Ostern ist, wo uns der Auferstandene sagt: „Ich lebe und auch ihr werdet leben!“ In dieser faszinierenden Spannung bewegt sich unser Leben als Christen.
Die Fastenzeit macht uns Mut unter der Asche des Alltäglichen und Banalen, des Vergänglichen und Sterblichen die verborgenen Sehnsüchte und Hoffnungen zu entdecken und vor allem den Glauben an das österliche Leben. und die „die Kohle unter der Asche anzublasen“. Dazu ermutigt uns der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber: „Feuer suchst du? Du findest es in der Asche.“
Gebrauchsanweisung: Möhrensaft glättet die Haut. Aber das Aschenkreuz geht unter die Haut.
P. Gerhard Eberts MSF