Allgemein

Be happy, Maria

Freitag, 10 Dezember 2021

Be happy, Maria

Diese Woche, am 8. Dez. hatten wir das Hochfest der Immaculata, Maria ohne Erbsünde Empfangene und Empfangende. Der anstehende Dritte Advent aber ist der Gaudete-Sonntag; das Eingangsstück zur Sonntagsmesse hebt mit „Gaudete, freut euch!“ an. Wenn an übrigen Adventsonntagen in der Kirche das Violett angesagt ist – als Zeichen der Bußgesinnung –, so wird jetzt das Rosa-Messgewand genommen; das strahlende Weiß – helle Freude! – von Weihnachten bricht hier schon durch.

Beide Festtage, der Dritte Advent und die Immaculata, hängen durch ‚Freude‘ zusammen. Denn unser ‚Freut euch‘ gründet im Gruß an Maria, mit dem „der Engel des Herrn“ die Menschwerdung Gottes ankündigt: Chaire, Maria! Auf Griechisch kommt das Gemeinte deutlicher zum Ausdruck als in unserem „Gegrüßet seist du, Maria“. Es bedeutet: Freu dich, Maria, sei glücklich, genieße es, be happy!

Worüber soll sich Maria freuen? Was für eine Frage: Soll sie doch Immanuel, ‚Gott mit uns‘ austragen, Gott, der „der Herr (ist), dein Gott, in deiner Mitte“. Gott, der selbst froh ist, wie die 1. Sonntagslesung kühn anmerkt: „Er freut sich und jubelt über dich, … er jubelt über dich und frohlockt.“

Der Schöpfer der Welt selbst als Urgrund aller Freude? Ja, wenn man bedenkt, dass Chaire Maria mit Charis zusammenhängt, auf welches unser ‚Charisma‘, Begnadetsein zurückgeht. Gnade jedoch nicht als huldvolles Gewähren (der gnädige Gott erbarmt sich des Sünders), sondern als Erfüllung mit Gottes Schönheit, seiner Herrlichkeit und Freude; seinem ‚Jubel‘ über den Vollbesitz allen Lebens, das er an seine Schöpfung weiterschenken will. Daher dann der Engelsgruß an Maria weiter: „du bist, voll der Gnade“, d. h. voll der Freude und göttlicher Schönheit. „Ganz schön bist du, Maria, und der Makel der Erbsünde ist nicht an dir.“

Apropos Immaculata, die man gern mit ‚Jungfrau‘ verwechselt: Jungfrau ist mehr als Nicht-Empfängnis auf menschliche Weise. Jungfräulichkeit bedeutet die Ganzhingabe an Gott, ohne Wenn und Aber, ‚mit Haut und Haar‘. Wer das tut, ist jungfräulich, ob verheiratet oder ledig. Der Gegensatz zu Jungfräulichkeit ist die Erbsünde, Getrenntsein von Gott. Aber das ist ein anderes Thema und führt jetzt zu weit. Bleiben wir bei der Freude, die nicht theologisch grübelt, sondern spontan jubelt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn“.

Einen freudig-begnadeten Dritten Advent!

P. J. Gregur

The same procedure as usual?

Freitag, 03 Dezember 2021

The same procedure as usual?

In diesen Tagen ist mir das Buch von Norbert Lohfink in die Hände gekommen. Es heißt: „Gegen die Verharmlosung Jesu“. Darin spricht dieser katholische Bibelausleger gleich im ersten Kapitel darüber, dass man Jesus missversteht, wenn man meint er wollte einer gewissen Wohlfühlmentalität das Wort reden, dem Individuum zu mehr irdischem Glück verhelfen. Jesu „Reich Gottes“ bestehe vielmehr in der radikalen Erwartung, dass Gott in jedem Augenblick ankommen und dadurch alles umkrempeln kann. Im Leben vieler Menschen es auch tut.

Jesus verharmlosen ist folglich auch dann, wenn man den Advent nur als eine heimelige Zeit im Sinn hat, mit Kerzen und Punsch, mit Nikolaus, Christkind und lieblich-rieselnder Musik. Man sollte freilich unsere schönen Bräuche nicht schlechtreden. Aber Advent meint eben doch etwas anderes, Herbes, eigentlich Aufrüttelndes.

Corona – lieber Gott, lass sie vorübergehen! – zwingt uns zur Vorahnung, dass man sich in dieser Welt auf Dauer nicht gemütlich einrichten kann. Wir in der westlichen Welt hätten gerne The same procedure as every year („Diner for One“). Es genügt aber ein Blick auf die frierenden Menschen an den Grenzen der EU, um zu sehen, dass das nicht geht. Nichts sehnlicher erwarten sie und die Hungernden, Flüchtenden, Entrechteten und Ausgebeuteten aller Zeiten, als dass ‚diese Welt‘ vergeht. Das ist ihre adventliche Hoffnung.

Kirchenmusikalisch betrachtet holt daher nicht der Gesang „Wir sagen euch an den lieben Advent, sehet die erste Kerze brennt“ den Sinn dieser Zeit ein. Sozusagen: wir gehen auf ein kuscheliges Familienfest zu, wo alle versuchen, sich lieb zu haben. Eher lotet den Advent das Lied aus: „Wachet auf, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne.“ Ein Kirchenlied, das als Adventsgesang schlechthin gilt, im neuen „Gotteslob“ aber sinnigerweise am Ende des Kirchenjahres steht. Und da ist nicht Idylle angesagt, sondern bekanntlich die Erschütterung der liebgewonnenen Verhältnisse und – christliche Hoffnung! – das himmlische Hochzeitsmahl.

Zu ernst, das Ganze? – Nein, ich will die Stimmung nicht trüben, aber es ist wirklich eine besinnliche Zeit. Aber nicht Besinnung im Sinne der weihnachtlichen Kaufhausromantik (den Sinnen frönen), sondern im Sinne der inneren Umkehr, die Jesus predigt.

Besinnlichen Zweiten Advent!

P. J. Gregur

Dinner for One:

https://www.youtube.com/watch?v=5n7VI0rC8ZA

In Erwartung

Freitag, 26 November 2021

In Erwartung

Immer wieder, wenn nicht gar jeden Tag, wird in den Nachrichten über eine Naturgewalt berichtet, durch die eine Stadt oder eine ganze Umgebung hart getroffen wurde – vom Wegspülen ganzer Häuser über den Zusammenbruch der Versorgungsanlagen bis hin zum Tod mehrere Menschen. Wer könnte bei solchen Informationen nicht bestürzt und ratlos sein? Auf der anderen Seite ist es wohl leider oft auch so, dass erschütternde Nachrichten immer mehr zum „normalen Tagesgeschehen“ geworden sind. Der Mensch legt sich eine härtere Schale zu, lässt vieles an sich abprallen.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene nehmen das nicht hin und erzwingen seit längerer Zeit durch Schulstreiks und Demonstrationen im Rahmen der „Fridays for future“-Bewegung den Blick auf diese Katastrophen. Sie dulden nicht, dass weggeschaut wird und zeigen die Angst auf, die die Menschen in Erwartung dessen, was da noch kommen kann, haben sollten.

Genau hinzusehen, das haben uns nicht nur die jungen KlimaschützerInnen noch einmal deutlich ans Herz gelegt. Wachsam sein, Chancen ergreifen, seinen eigenen Teil beitragen – das ist so wichtig!

Im Evangelium des kommenden 1. Adventssonntags heißt es: „… richtet euch auf und erhebt eure Häupter…“ Und weiter: „Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren …“

Wie oft schiebt man ein offensichtliches Problem und auch das davon Ergriffensein von sich, weil man doch selbst noch so viel zu erledigen hat, jetzt keinen Kopf dafür hat. Lassen wir uns mit dem Beginn der Adventszeit wieder ganz bewusst darauf ein, bereit zu sein. Neben allen Schwierigkeiten verheißt die Botschaft, dass Jesus Christus in die Welt kommen wird, ja mehr als etwas Gutes! Vielleicht geht uns ja immer wieder das ein oder andere Licht auf, wie wir unseren eigenen Teil zu dieser frohen Botschaft beitragen können.

Anita Graf

Christkönig – Macht der Wahrheit

Freitag, 19 November 2021

Christkönig – Macht der Wahrheit

Am kommenden Sonntag feiern die Katholiken das Christkönigsfest.

Könige haben Macht. Heute ist es uncool, die Macht groß herauszuhängen. Man wird sich aber nichts vormachen. Es muss nicht immer so deutlich sein: „Du Opfer!“ Die  Überlegenheit hat auch andere Formen. Selbstbewusstsein macht Eindruck, Attraktivität und gutes Aussehen verschaffen An-sehen und schmeichelnde Unterwerfung. Aus gutem Haus zu stammen, schadet bestimmt nicht. Eloquent, witzig und schnell im Kopf, bringt Vorteile. Gut Vernetzte profitieren von der Macht der Mächtigen. Begabung und Wissen führen geradewegs zur Macht, von Geld gar nicht zu reden. Auch die falsche Bescheidenheit ist nichts anderes als Machtsuche, durch die Hintertür. Nein, Macht gehört zum Leben und wird angestrebt, so oder so. Es kommt nur darauf an, wer sie hat und wie sie ausgeübt wird.

„Bist du König“ fragt Pilatus breitbeinig den ihm auf Gedeih und Verderb ausgelieferten Jesus. Und wundert sich über die Antwort: „Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Was für eine lächerliche Verknüpfung: Königtum und Wahrheit! Wann war Politik schon wahrhaftig?

Die Unlogik dieser Verbindung bei Jesus – Macht versus Wahrheit – mag ein Hinweis sein auf die Beschaffenheit der legitimen Macht: Authentisch, nicht aufgesetzt; gegeben, nicht ergattert; gewachsen, nicht gekauft; Vollmacht, nicht Bemächtigung. Vor allem bescheiden, weil verdankt: „Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre“ hält Jesus seinem Richter vor.

Bist du also jugendlich attraktiv, freu dich darüber aber bilde dir nichts ein; verschafft dir dein Herkommen Vorteile – sei dankbar; bist du talentiert – super; kannst du auf vieles blicken, blicke nicht herab. Denn: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ (1Kor 4,7).

Dass wir mit unserem Wer- und Sosein Gott-gegebene sind, wissen alle religiös ‚musikalischen‘ Menschen. Dass wir aber von ihm geliebt und so zur Liebe ermächtigt sind, für diese Wahrheit steht Jesus vor der säkularen Machteinbildung nackt, ohnmächtig und zugleich souverän da. Denn die Gewissheit, im Allmächtigen verdankt zu sein, macht ihn innerlich frei. Diese Wahrheit schützt auch seine Jünger und Jüngerinnen vor Machtergreifung welcher Art auch immer.

Gesegnetes Christkönigsfest!

P. J. Gregur

Tutoren – gut, dass es Euch gibt!

Freitag, 12 November 2021

Tutoren – gut, dass es Euch gibt!

Franca ist dreizehn. Stolz verkündet sie: „Ich bin jetzt Tutorin an unserer Schule.“ „Und was machst du da?“ „Ich zeige den Neuen, wie sie sich an der Schule zurechtfinden können. Ich helfe ihnen bei der Hausarbeit und auch bei der Suche von Freunden.“

Ich informiere mich: Der Begriff „Tutor“ stammt ursprünglich aus dem Römischen und wird von dem Wort „tueri“ abgeleitet, was so viel heißt wie „schützen“. Er wurde von den alten Römern vor allem vor Gericht benutzt und bedeutet eigentlich „Vormund“ oder „Erzieher“.

An der Universität oder der Hochschule leiten TutorInnen Übungsgruppen und helfen so, beim Erlernen bestimmter Vorlesungen. Dabei sind die TutorInnen in der Regel selbst noch Studenten oder Studentinnen.

 In der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) helfen TutorInnen bei der Organisation von Veranstaltungen der Wohngemeinschaften. Sie „warnen“ manchmal auch die Nachbarn, wenn ein Fest in der KHG etwas länger dauert oder bei dem es laut werden kann. Das ist sehr verdienstvoll!

Respekt! Wenn schon Zwölf- und Dreizehnjährige ein solches Tutorenamt ehrenamtlich übernehmen. „Es macht Arbeit, ja!“ sagt Franca.  „Aber es bringt auch viel Spaß.“ 

Nächstes Jahr wird Franca gefirmt. Gefirmte und konfirmierte Christen sind Tutoren des Heiligen Geistes. Auch, wenn sie sich anders nennen. Der Heilige Geist ist selber ein Tutor: ein „Beistand“. Also nur Mut! Gut, dass es Euch gibt!

P. Gerhard Eberts MSF

Liebe zum Detail

Freitag, 05 November 2021

Liebe zum Detail

 

Vor einigen Tagen hatten wir in der KHG die Tische für viele Gäste zu decken gehabt. 'Unsereiner' bekam schon im Noviziat (Vorbereitung fürs Ordensleben) die entsprechenden Regeln beigebracht: Gabel links, Messer rechts mit der Schneide nach innen, bündig mit dem Tellerrand etc. „Komm, so genau muss das nicht sein, das bemerkt eh keiner, ob das Messer so oder so daliegt“. Wir erwarten ja junge Leute und nicht irgendwelche überkandierte Ästheten.

 Da haben wir sie: die (Un-)Treue im Kleinen, die etwas von der Treue im Großen verraten mag, von der auch Jesus an diesem Samstag spricht: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen“ (Lk 16.10).

Was verrät die Zuverlässigkeit in kleinen Dingen, was ist das Große dahinter? Ich würde sagen: die Liebe! Die Liebe achtet auf das Detail und auf das Schöne. Denn die Liebe lebt von der Schönheit: Schön gedeckter Tisch, schön arrangierte Liturgie, liebevoll verpacktes Geschenk, sorgsam eingeübte Musik; sie wecken festliche Freude und Freude ist das Elixier des Lebens. Auch der kleine freundliche Gruß en passant kann große Wirkung entfalten, das Gegenüber aus der Tristesse der Anonymität lösen.

An der schönen Liturgie, übrigens, sieht man, wie die Leute glauben. Spulen sie sie nur irgendwie herunter, wird man ihnen nicht abnehmen, dass sie Gott und die Mitfeiernden besonders ernstnehmen. Investieren sie Zeit, wird man sich am Gottesdienst erbauen, auch wenn nicht alles perfekt gelingt. Das gilt wohl dann ebenso fürs Arrangement der Tafel, an der man Freunde erwartet.

Schönen Gruß zum Wochenende!

P. J. Gregur

 

 

Gebote halten?

Freitag, 29 Oktober 2021

Gebote halten?

Das Alte Testament wird uns am kommenden, den 31. Sonntag im Jahreskreis, daran erinnern, dass es zur Liebe Gottes gehört, Gebote zu halten. Bis ins Kleinste. Das kann man verstehen, denn ich kann nicht sagen, dass ich jemand achte, wenn mir seine Vorgaben egal sind. Darum, aus Achtung vor Gott, haben die jüdischen Menschen, Pharisäer zumal, peinlich genau auf der Erfüllung der Gebote bestanden – und damit ziemlich genervt.

Aber schon im Alten Testament steht gleich im Anschluss an die Einschärfung der Gebote, dass es die Liebe ist, auf die es bei Gott am meisten ankommt: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ Und Jesus, dem die ganze Gebotsgeschichte der Pharisäer leicht auf die Nerven ging, greift das auf und verpflichtet uns auf das einzig entscheidende Gebot: „Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Aber missverstehen wir Jesus nicht als einen Softie, der keine sonstigen Ansprüche stellt. Einmal wird er hervorheben, dass er die Gebote nicht aufheben will; er will sie aber „erfüllen“ (Mt 5,17). Mit anderen Worten, er hält sie für sinnvoll, insofern sie ‚Leitplanken‘ des Lebens sind. Was ihn nervt, ist der Formalismus, Pochen auf dem Buchstaben – so und nicht anders – dabei den Geist und Sinn dahinter vergessend.

„Halte dich an die Ordnung und die Ordnung wird dich halten“, sagten die Alten. Die geregelte Ordnung ist sinnvoll – solange der Sabbat um des Menschen willen da ist, und nicht umgekehrt.

So verstehe ich Jesus und grüße euch herzlich zur neuen Woche!

P. J. Gregur

Dreidimensional sehen

Freitag, 22 Oktober 2021

Dreidimensional sehen

„Räumliches Sehen ist nicht angeboren.“ So die medizinische Auskunft. Dreidimensionales Sehen müsse nach der Geburt durch visuelle Reize erst erlernt werden.

Ich habe mich darüber im WEB informiert im Hinblick auf die Heilung des Blinden durch Jesus im Sonntagsevangelium (Mk 10). Denn die meisten von uns sehen mit den leiblichen Augen gut, dreidimensional. Wie sieht es aber mit unserem inneren Auge: Sehen wir die Wirklichkeit um und über uns drei- oder nur zweidimensional? Ich meine: sehe ich nur mich, den anderen gegenüber, die Dinge und Ereignisse um mich herum? Und merke nicht, dass der Raum, in dem sich das Leben abspielt, mehrdimensional ist, d. h., dass es noch ein Drittes gibt: Das Geheimnis des Daseins, den Sinn, die Liebe und hinter allem – Gott. Für das leibliche Auge unsichtbar, für den „siebten Sinn“ der Seele aber zugänglich. Mehr noch als der Säugling es tut, muss dieses innere Auge lebenslang trainiert und geschärft werden, um die Mehrdimensionalität des geistigen Universums zu erahnen, in dem wir „leben, uns bewegen und sind“ (Apg 17,28).

Gesegneten Sonntag und eine schöne Woche!

P. J. Gregur

Von vorn

Freitag, 15 Oktober 2021

Von vorn

Das Spiel beginnt von vorn: Nach der Leichtigkeit des Sommers hat uns das neue Semester wieder.  Oder, wie die Älteren sagen, der Ernst des Lebens kehrt zurück. Doch die Jungen sollten lieber beim ‚Spiel‘ bleiben. Das Spiel ist zwar ernst, weil es volle Konzentration braucht, Konkurrenz, Kräftemessen und Einsatz angesagt sind. Und weil es genaue Regeln gibt, ohne die das Spiel fad und uninteressant wäre. Insofern ist das neue Semester eine Herausforderung, besonders für die Ersties im Team. Andererseits soll das Studium nicht verbissen zielorientiert sein, es soll Spaß machen. Dazu sind entsprechende Atmosphäre, Freude an Gemeinschaft und der Teamgeist wichtig.

Ich denke an Berny, einen Kommilitonen beim Fußball, der leider an Krebs verstorben ist: Er spielte gut, aber nicht mit tierischem Ernst, nur fürs Tor. Er spielte die Bälle den anderen zu, die lange nicht so gut waren wie er. Er erinnert mich an Jesus, der an diesem Sonntag seinen Anhängern sagt, in welchem Geist das Spiel des Lebens gelingen kann: Während „Herrscher dieser Welt“, die Mächtigen und Egoisten ihre Mitspieler fürs eigene Prestige missbrauchen, sollen die Christen Teamplayer sein: „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“ (Mt 10,43f).

Immer noch verhindert Corona das unbeschwerte Zusammenspiel, immer noch sind vielfach nur Online-Vorlesungen…L. Bei uns in der KHG ist gottlob doch wieder einiges an Gemeinsamkeit los, schau Dir unser Programm an. Es soll helfen, im Geiste Jesu gut ins Wintersemester zu starten, die Freude nicht zu vergessen und den Teamgeist an der UNI und der Hochschule zu stärken.

Wir wünschen euch und uns allen eine gute erste Halbzeit im Spiel 2021/22.

P. J. Gregur

Schöne Ferien!

Freitag, 30 Juli 2021

Schöne Ferien!

Ist euch aufgefallen: Die Vögel, die sich im Frühjahr in Gesang und Gezwitscher gegenseitig überbieten, sind jetzt still geworden. Als hätten sie im Sommer unserer Lebensfreude den Platz machen wollen. Denn erst jetzt, nach den Klausuren, Hausarbeiten und Prüfungen, atmen auch wir durch. Es ist die Zeit der Freiheit und Muße, vorbei der Stress der Termine und Pflichten. Musste man sich im Semester fleißig und gescheit geben (sich also um das ‚Wahre‘ kümmern); und musste man Selbstdisziplin üben und sich zusammenreißen (also das ‚Gute‘ beachten), so ist jetzt die Zeit gekommen, sich dem 'dolce far niente' zu überlassen, der Freude zu frönen und die Schönheit der Welt neu zu sehen.

In  der Welt gibt es Wahres, Gutes und Schönes. ‚Das Schöne wird die Welt retten‘, lässt Dostojewski eine seiner Figuren sagen. In der Tat entsteht vieles Schlechte und Böse unter Druck und Stress. Gut sein zu müssen, bewirkt oft das Gegenteil. Der Wettkampf um Zeit, Geld und Erkenntnis raubt viel Lebensenergie. Das Schöne, im Gegensatz dazu, verfolgt keine Zwecke, es rechnet nicht ab, muss sich nicht beweisen, macht frei von allem Müssen. 

Hat das was mit Gott zu tun? Klar. Denn Gott ist gut, über alles gut, das Gute schlechthin. Allwissend ist er auch, er ist die Wahrheit an sich. Faszinierend aber ist er durch seine Schönheit – die Herrlichkeit, wie die Bibel sagt. Nicht von ungefähr beten wir in der Liturgie unentwegt , der Herrlichkeit Gottes teilhaftig zu werden.

Nimm Dir jetzt Zeit für das Schöne. Das Schöne ist erholsam und freimachend. Die Natur ist schön, deshalb fühlen wir uns dort wohl. Die Kunst ist schön, deshalb die herrlichen Kirchen, die Musik und das Theater. Denn das Schöne ist nicht Puderzucker auf dem Kuchen des Guten, sondern das Aufblühen seines Wesens: Schöne Ferien sind gute Ferien. Lass dich von Gottes Herrlichkeit in seiner Schöpfung faszinieren; und bezaubern von der Kunst (in einer Kirche z. B.), mit der zumindest die europäische Kultur seine Schönheit ausdrücken und besingen wollte.

Im Namen des Teams der KHG: Schöne Ferien!

Bis zum Herbst!

P. J. Gregur

 

Mega

Freitag, 23 Juli 2021

Mega

'Mega' sagen wir, wenn etwas noch mehr als ‚super‘ daherkommt. ‚Mega‘ werden die Fünftausend gesagt haben, als Jesus sie mit nur fünf Broten und zwei Fischen sattbekommen hat. Wie beeindruckt sie waren, sieht man an der Absicht, diesen ‚Zauberer‘ zu ihrem König zu machen: Dann bräuchte man nicht mehr arbeiten und sich plagen, es wäre Mega.

 Aber es war ‚nur‘ ein Zeichen. Jesus wollte zeigen, dass er die Leute, die ihm zuhören oder ihm nachfolgen nicht im Stich lässt. Für sie wird es immer eine Lösung geben.

Wer auf Gott vertraut – richtig vertraut, nicht nur als letzte Sicherheit –, wer wirklich mit ihm rechnet, den lässt er offenbar nicht im Stich. Auch wie er das macht, muss man ihm überlassen und nichts wunschmäßig festlegen. Dann freut sich die Seele.

Das alte Kirchenlied formuliert das so: 

„Wer nur den lieben Gott lässt walten

Und hoffet auf Ihn allezeit

Den wird er wunderbar erhalten

In aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott dem Allerhöchsten traut

Der hat auf keinen Sand gebaut.“

https://www.youtube.com/watch?v=DTpVFx2hsmo

 

Alles Gute zum Wochenende (mögen die Prüfungen ‚mega‘ ausfallen)!

P. J. Gregur

What if God was one of us?

Freitag, 16 Juli 2021

What if God was one of us?

Stell dir vor: du sitzt in der Straßenbahn auf dem Weg  von der Uni nach Hause. Wer kann dir da alles begegnen? Sicherlich viele junge Menschen, Schüler, Studierende, Arbeiter, plaudernde Gruppen, aber auch einzelne, die auf ihr Smartphone schauen. Oft sehe ich auch ältere Menschen, einige mit dem Rollator, Frauen und Männer beladen mit ihren Einkäufen, auf dem Weg zur Arbeit oder zurück. - Alles mehr oder weniger gewöhnliche Menschen. 

Joan Osborne stellt uns im Lied die Frage: What if God was one of us - Was wäre, wenn Gott eine von uns ist - ein ganz gewöhnlicher Mensch?
Ist das vorstellbar, dass dieser Typ im Bus/Straßenbahn Gott ist? 
Vielleicht sogar einer der unangenehmeren Mitfahrer? 
Ein „slob“:  ein „Penner“ oder  Ausländer? 

Das widerspricht dem gewöhnlichen Gottesbild, Gott als mächtiger Herrscher, Vater, Lenker der Welt. Aber auch die Bibel sprengt dieses Gottesbild:

Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,37-40)

Wenn Gott einer von uns ist -  dann kennt er uns. Dann dürfen wir vertrauen, dass er über alles, was uns das Leben schwer macht, Bescheid weiß, ja es selbst erlebt hat. Ihm ist nichts fremd. Man könnte ihn endlich mal vieles fragen. What would you ask if you had just one question? Was würdest du ihn fragen?

Was wäre wenn wir radikal beginnen würden Gott im anderen Menschen zu sehen? Vielleicht bekäme dadurch jeder Mensch seine unverletzliche Würde wieder, unabhängig von Alter, Aussehen, Herkunft und Können. Wie würde die Welt aussehen?

Wenn Gott einer von uns ist, dann zeigt das uns auch einen Weg, wie Gott uns eine Antwort auf unsere Fragen geben möchte. Bekommen wir die Antwort von Gott auf unsere Fragen gerade dann, wenn wir unseren Mitmenschen anschauen? Hilfsbedürftigen beistehen und jedem Menschen zutrauen, dass er mir aus seiner Erfahrung etwas von Gott erzählen kann. 

Jesus war damals und ist heute einer von uns. 

Das gibt uns die Möglichkeit, Gott auch in den ganz alltäglichen Situationen zu begegnen. Das gibt die Sinnhaftigkeit dazu, unseren Mitmenschen beizustehen. Auch dem zu helfen, der in den Augen der Welt nichts Besonderes ist. Wir sind nicht allein. Denn bei dem, was wir einander als Schwestern und Brüder Gutes tun, ist Gott immer mit dabei.

 Dennis Nguyen

Mittellos

Samstag, 10 Juli 2021

Mittellos

Es gibt in der Kunst ein Motiv, das sich lateinisch arma Christi , Waffen Christi nennt. Dargestellt ist das Kreuz Jesu mit allerlei Zutaten: Schwamm, Lanze, Nägel, Leiter und anderes mehr. Was das bedeutet? Die „Waffen“, mit denen Jesus den Tod besiegt hat. Die Sache ist an sich klar: Jesus Waffe ist die Liebe, die sich am Kreuz wehrlos gibt. Die Wehrlosigkeit ist zwar für die Durchsetzung kurzfristiger Ziele schlecht. Langfristig jedoch äußerst effektiv.

Logisch daher, dass Jesus seine Jünger mittellos in die Mission schickt. „Nehmt keine Vorratstasche und kein Geld mit“. Franziskus hat das seinerseits ernst bzw. wörtlich genommen und wollte, dass seine Ordensbrüder nichts ihr eigen nennen. Und der Erfolg gab ihm recht: Tausende sind ihm gefolgt bzw. die Menschen ließen sich von deren Armut auf Gott hin überzeugen. Freilich, Menschliches allzu Menschliches drang bald wieder osmotisch auch in seinen Orden ein bzw. die Kirchenleitung meinte, dass es Jesus gar nicht so drastisch gemeint haben kann.

Wie dem auch sei, wenn Papst Benedikt XVI vor einigen Jahren in Freiburg sagte, die Kirche sollte sich 'entweltlichen', meinte er nicht, dass ihr Platz eigentlich nur in der Sakristei sei. Sondern, dass weltliche Mittel, Vorratstaschen und Geld, ihrer Überzeugungskraft gar nicht so gut tun. Überzeugender ist sie, wenn sie sich auf wehrlose Hingabe versteht. Dann braucht sie sich auch nicht den Leuten anzubiedern und billig aufzudrängen. Vielmehr kann sie dann – ebenfalls nach dem Rat Jesu – den Staub von ihren Füßen schütteln, wenn man sie nicht aufnehmen will. Handelt sie doch nicht mit Billigkram, sondern mit den Mitteln des Lebens schlechthin.

Gesegneten Sonntag und gute Prüfungen!

P. J. Gregur

Der Prophet

Freitag, 02 Juli 2021

Der Prophet

Es ist leicht, mit dem Strom gegen den Strom zu schwimmen, sagte ein weiser Mann (Adorno, glaube ich). Den Eindruck gewinnt man leicht angesichts der politischen Korrektheiten, denen blind gefolgt wird. Als Massenverhalten verständlich. Es gibt aber Einzelne, die dem Mainstream nicht kritiklos gegenüberstehen. In der Geschichte Israels und der Kirche sind es die Propheten. Am kommenden Sonntag werden in den biblischen Lesungen drei von ihnen vorgestellt: Ezechiel, Paulus, Jesus.

Ezechiel wird von Gott in „ein Haus der Widerspenstigkeit“ gesandt (Ez 2,5) und hat folglich mit starkem Widerstand zu rechnen. Bei Jesus heißt es: „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon?“ (Mk 6,3) Was bildet er sich ein? Paulus wird wegen seiner Botschaft ausgelacht, abgelehnt und ausgepeitscht.

Man muss daher vorsichtig sein, wenn alle applaudieren. Vielleicht redet man den Leuten nach dem Mund. Denn Brot und Spiele honorieren sie gern.

Allerdings gibt es ‚Propheten‘, die sich in ihrer Rolle gefallen. Auch da droht die Botschaft, dem Egoismus geopfert zu werden. Man ist verliebt in seinen Widerstand. Das mag der liebe Gott auch wieder nicht. So schreibt Paulus: „Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.“ (2 Kor 12,7). Ein Krankheit oder sonst eine Schwäche.

Wie auch immer. Auch Du und ich sind – wenn wir Christen sein wollen – zum Prophetenamt berufen. Wenigstens durch unser Verhalten, und, wenn es sein muss, auch durch ein Gegenwort.

Gesegneten Sonntag und gute Frustrationstoleranz in der Prüfungsvorbereitung!

P. J. Gregur

Wie die Hoffnung das Nörgeln besiegen kann

Freitag, 25 Juni 2021

Wie die Hoffnung das Nörgeln besiegen kann

 „Ach, das schaffst du doch eh nicht“, „Wie willst du das denn hinbekommen?“, „Da stimmt doch wieder was nicht.“. Wer viel mit Menschen zu tun hat, bekommt solche Sätze oft zu hören, denn: Menschen nörgeln viel und gerne. Vielleicht sind wir hier in Deutschland auch daran gewöhnt. Umfragen bestätigen das auch: Eine Studie aus dem Jahr 2009, die unter Fluggästen verschiedener Nationalitäten durchgeführt wurde, besagt, dass die deutschen Passagiere diejenigen waren, die sich über die meisten Dinge im Flieger geärgert hatten.

 Pessimismus und die aktive Suche nach Mängeln können einem das eigene Leben ganz schön schwer machen, doch wenn auch andere dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden, ist das für den Umgang miteinander sehr ungünstig. Die Gründe für den Pessimismus sind vielfältig. Sei es die Angst vor Veränderung, der eigene Egozentrismus oder eine allgemeine negative Weltsicht, vielen fällt es leicht, eher das Negative in der Sache zu finden als das Positive herauszuheben.

Im Evangelium dieses Sonntags begegnet Jesus einer Person von genau dieser Art. Sie wird nicht explizit beschrieben, aber als Jesus zum Haus des Synagogenvorstehers gerufen wurde, um seiner Tochter zu helfen, sagt diese Person zu Jairus: „Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger?“. Jairus gehört jedoch nicht zu den Personen, die den Kopf hängen lassen und gleich aufgeben. Er ist einer, der Optimismus zeigt und auf jemanden hofft, der seiner Tochter helfen kann. Jesus heilt das Mädchen, begleitet vom Gelächter der Menge, die eher den Tod gesehen haben als das Leben.

Christus nämlich zeigt uns einen Weg aus der Falle des Pessimismus. Denn er hat die Hoffnung in die Welt gebracht; an ihn zu glauben, bedeutet, voller Hoffnung zu sein. Wir müssen nicht mehr nörgeln oder ständig nach Fehlern Ausschau halten. Wir dürfen vertrauen, dass der Weg mit ihm einer ist, der zum Heil, zum Reich Gottes führt.

Sebastian Trefon

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