Letzten Sonntag hörte ich eine Predigt zum Thema: Wo wohnt Gott? – Frage man die Kinder, sagen sie: im Himmel. Richtig. Frage man die Erwachsenen, sagen sie: in dir, in mir, in uns. Richtig. Frage man wiederum die Kinder, sagen sie: In der Kirche. Richtig. Aber nicht nur im Kirchengebäude, sondern in den Christen, die sich zum Gottesdienst und Gebet versammeln.
Wo wohnt er nun eigentlich? Die Philosophen der Antike meinten Gott wohne in jedem Menschen als logos spermatikos, wie ein Same in der Erde mit dem Potenzial aufzubrechen und zu wachsen. Ähnlich Meister Eckhart im 14. Jh., er sprach vom Seelenfunklein, vom göttlich angelegten Licht in jedem von uns. Andere wiederum, wie Spinoza und die ihm folgten: Gott ist als Geist in allem, was existiert, denn alles ist durch seine Schöpferkraft entstanden. Pantheismus! Auch christliche Denker, wie der Jesuit Teilhard de Chardin sehen, durchaus von der Bibel aus, Christus als Alpha und Omega, als Schöpfungs- und Erhaltungsachse von allem.
An Christi Himmelfahrt schauen die Apostel der Auffahrt Jesu in den Himmel nach. Ein neues geistliches Lied sagt dazu: „Schaut nicht hinauf, der Herr ist hier bei uns, jetzt noch verhüllt, doch bald in Herrlichkeit, wenn ihn alle sehn am Ende dieser Zeit.“ Er selbst hat gesagt: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). In dieser Gewissheit wissen sich Christen überall in seiner Hand und können mit dem jüdischen Religionsphilosophen M. Buber singen:
„Wo ich gehe – du! Wo ich stehe –du! Nur du, wieder du, immer du! Du, du, du! Ergeht`s mir gut – du! Wenn`s weh mir tut – du! Nur du, wieder du, immer du! Du, du, du! Himmel – du, Erde – du, Oben – du, unten – du, Wohin ich mich wende, an jedem Ende nur du, wieder du, immer du! Du, du, du!“
Einen schönen Sonntag im Nachklang von Christi Himmelfahrt!
P. J. Gregur