„Wußten Sie schon, daß die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann? Wußten Sie schon, daß das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann, daß das Kommen eines Menschen wieder leben läßt?“ So beschreibt Wilhelm Willms die Bedeutung der Nähe, und ich habe mir gedacht, dass das ein Thema ist, wenn wir in diesen Tagen an unsere Toten denken. Jetzt sind uns materiell nicht mehr nahe wie früher und ihr Wegsein lässt auch uns stückweit sterben. Das macht traurig, besinnlich, melancholisch.
Doch „die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand“, sagt die Bibel. Immer weniger Menschen stimmt das zuversichtlich. Erstaunlich, dass sie trotzdem zu den Gräbern ihrer Lieben gehen, Kerzen anzünden und Blumen niederlegen. Ist das nur ein billiger Trost, Selbstbetäubung, alte Gewohnheit? Ich glaube dahinter steckt doch eine uneingestandene Lebensahnung, die bei uns Christen auf die Zusage Jesu baut: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“
Das stimmt zuversichtlich und lässt uns unsere Toten geistig näher sein als während ihres irdischen Lebens. Die Möglichkeit aber, dass wir einmal voneinander scheiden, mahnt uns, die wohltuende Nähe der lieben Menschen jetzt schon zu suchen und zu pflegen.
J. Gregur